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Abenteuer, Nostalgie, Herausforderungen in 2013

Anfang Januar 2013. Die SS Bark Europa setzt Segel in Ushuaia, Südargentinien, Feuerland, Richtung Antarktische-Halbinsel.

An Bord sind neben der Kernmannschaft weitere 35 „Trainees“. Wer beim traditionellen Seehandwerk, bei ...

naturwissenschaftlichen Fragestellungen, Klima, Wetter, Fauna, Flora, beim Photographieren hoch hinaus will, ...

kommt bei dieser Unternehmung voll auf seine Kosten!

Nebenbei sind Messungen durchzuführen. Bei mir im Gepäck befindet sich meine /p rsp. /mm Ausrüstung mit an Bord. Kelemen-Trap Antenne, eine Magnetic-Loop Antenne, ein FT-857 nebst Nachbrenner. Angestrebt sind wieder Tests vom äußersten Süden der Welt rsp. aus der Antarktis Richtung Norden wie bereits früher in 2003 erfolgreich durchgeführt.

Die Durchquerung der Drake-Passage, ansonsten nicht gerade bekannt für ihre ruhigen Gewässer, erweist sich im Vergleich zu den bekannten Berichten aus alten Großsegler-Zeiten als unproblematisch.

Trotzdem -vor allem bei der Rückfahrt- ist beinahe die halbe Belegschaft der Landratten-AZUBIS außer Gefecht gesetzt. Die Stöße der Wellen gegen die Schiffswände können gewaltig sein und katapultieren auch den schwergewichtigsten Seemann aus seiner Koje. QRX bitte! Waren das soeben Einschläge vagabundierender WKII-Torpedos oder Explosionen verloren gegangener Seeminen? Egal. Der Stahl der SS Europa ist beste alte Vorkriegsware von vor 1914, ist handgenietet und hat schon so manches ertragen.

Meinen FT857 hatte es bereits sehr früh erwischt am kleinen Poti vorne rechts. Damit bin ich HF-mäßig zum Schweigen verurteilt. Im Nachhinein erfuhr ich, dass die Bedingungen auf KW im Januar/Februar eh nicht gut waren.

Zu den Aufgaben der SS Europa gehören neben der Dokumentation von Veränderungen im Bereich der Antarktis, Eis, Klima, Vegetation auch Entdeckungstouren in den vielen Buchten, Fjorden, auf den unzählig vielen Inseln.

Die Durchquerung der Drake-Passage dauert bei uns ca. 5 Tage und Nächte. Dann kehrt Ruhe ein: Segeln und/oder mit den beiden 300 PS Motoren. Geschwindigkeit so um die 3 bis 5 Knoten. Im besten Fall sogar einmal unter vollen Segeln an die 11 Knoten.

Da kommt Freude auf, nur eben ist die Schräglage des Schiffes für viele Hochsee-Frischlinge gewöhnungsbedürftig. Man robbt über den Boden. Sitzen, Stehen oder Laufen sind fast unmöglich und Fortbewegung an Deck nur angeseilt möglich. Die Nachfrage nach den kleinen bunten Plastikeimerchen ist ungebrochen (für die vielen Nahrungsreste, die beim Essen postwendend von der Magenperistaltik zurückkatapultiert werden!)

Am wohlsten fühle ich mich an Deck am Ruder.

Wachgänge um Mitternacht im Bereich der antarktischen Konvergenz bei ca. 1.3 Grad Wassertemperatur, vorn am Bug Back- und Steuerbord, werden zur klimatischen Herausforderung. Ich denke an die minus 20, 30 und 40 Grad am extrem trockenen Südpol in 2001. Da waren die Temperaturen doch erheblich „körperfreundlicher“. Ach ja, die „guten alten Zeiten“!

Wir ziehen die Nachtwachen am Bug ab, reduzieren die übrigen „shift“-Zeiten auf 30 Minuten. Die verkürzten Rotationszeiten können genutzt werden für extra Aufwärmperioden im Deckhaus.

Offensichtlich! Auch das ist möglich: Deckhäuschen und Nachtstimmung wie in der „Paradies-Bucht“. Wer kommt hier nicht ins Träumen? Oder gleich einen Bericht für den OV schreiben?

Ansonsten haben wir im Bereich der Antarktis während der gesamten Tour sehr viel Glück. Es vergeht kaum ein Tag ohne Landgang, ohne Exkursion - wir halten es wie die Pinguine auf der Pinguinautobahn,

bergab einfach nur rutschen -

... ohne Besuch von Eisbergfriedhöfen,

... ohne Eisberge,

... ohne Besuch von Forschungsstationen wie Port Lockroy, Vernadzky u.a.. Teilnehmer dokumentieren veränderte Vegetation auf den Inseln, Pinguinkolonien, Delphin- und Walvorkommen.

Neben ausgedehntem Pilz, Flechten- und Moosbewuchs entdecken wir sogar Grasflächen.

Leopard-Robben lassen sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen.

Im „Le Maire“ Kanal, einer Erdspalte, sind wir nur noch wie geblendet. Vor 10 Jahren war hier nichts als grau in grau. In der Sonne unter blauem Himmel bei ruhigem Wetter kaum Wind. Nur eben, Segeln ist dann fast unmöglich. Sonne „satt zum Abwinken“, von 5 bis 23 Uhr. Da können selbst Urlaubsparadiese am Äquator, den Mittelmeerküsten, Französisch Polynesien u.a. nicht mithalten. So lässt es sich aushalten, tagelang, wochenlang.

Weitgehend unbekannt: Die Temperaturen auf der antarktischen Halbinsel sind am steigen, dagegen ist der antarktische Hauptkontinent kühler geworden.

Südlichster Punkt ist die Forschungsstation Vernadsky der Ukraine: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Ich hatte noch Kontakte zu den vor 10 Jahren dort aktiven OMs, nur eben, ist der Amateur Alex Mikho, EM1KGG, zurück in Kiew. Die KW- Station war nicht besetzt und sah aus, als ob sie seit langer Zeit nicht mehr in Betrieb gewesen war. Ich entdecke eine sehr solide Magnetische-Antenne mit Vacuum-C!

Funkbedingungen seien sehr schlecht, sagte man mir. Auch an Bord ist unser Wetterfax der „armada de Chile“ -so um 8 Mhz empfangen- sehr oft stark verrauscht.

Der inzwischen legendäre Vernadsky-Wodka hat viel von seinen Prozenten verloren. Es hatte in den letzten Jahren einige Probleme gegeben, nachdem er in entspannter Atmosphäre vor Ort genossen werden konnte und Weltruhm erlangt hatte (eine Geschichte für sich, aber nur unter vier Augen!). Schmeckt jedoch auch in der neuzeitlichen entschärften Variante recht lecker und sorgt immer noch sogar in kleinen Mengen genossen für entspannte Körperhaltungen.

Die YLs unserer Mannschaft kommen aus dem Strahlen kaum heraus. Die Unschärfen bei der Personenaufnahme? Kein Problem. Sie liegen nur im Auge des Betrachters und nicht im entschärften antarktischen Wodka! Bereits von weitem können durstige Kehlen sehen, welche Vorräte sie in der ukrainischen Forschungssiedlung auf Gallindz- Island im Bereich der „Islas Argentinas“ erwarten dürfen:

Nur eben gilt dann hinterher an Bord der SS Europa absolutes Kletterverbot. 0 Pro Mille! Trotzdem gelingen mir einige stimmungsvolle Sonnenuntergangsbilder vom Krähennest. Aber bitte, mich jetzt nicht dem Kapitän verraten! OK?

Rechtzeitiges Training oder/und mönchische Enthaltsamkeit zahlen sich immer wieder aus, wie man sieht, besonders beim Seehandwerk! Die britische Station Port Lockroy, 64º49´S, 63º29´W, ist eine private Sponsoren-Interessenten Gruppe: Antarctic Heritage Trust. Heritageantarctica.org.

Alle freuen sich vor Ort über freiwillige Mitarbeiter und die Besucher, Pinguine als auch die anderen Zweibeiner. Die Abteilung Technik wurde mit viel Liebe restauriert.

Die Station ist während des antarktischen Sommers besetzt. Sie machen recht guten Umsatz mit dem Verkauf von Souvenirs an die vielen Passagierschiffe. Ich meine, was ihnen dort noch fehlt zum Glück, ist eine KW-Station. Mutige QRPler vor! Eure Begeisterung ist gefragt.

Alte Röhren sind jedenfalls noch in ausreichender Menge am Lager. Wer unbedingt eine gute alte AF7 sucht, ab in die Antarktis. Und nicht zu vergessen erprobte Nostalgie-Tasten und Kopfhörer; die bewährten 4 K-OHM-Modelle!

Nur eben: Kilowatt-Sendeleistungen sind nicht möglich. Woher soll der Strom auch herkommen? Ich sehe ein Solarpanel. Ob das viel Energie bringt, sei dahin gestellt. Fahrrad-Tretkurbel-Dynamos sind vielleicht eine Alternative? Was wäre mit „Energy-Harvesting“? Bringt doch jeder Schritt eines Menschen an die 6 Watt Energie. Energie-Reycling wie auf den Straßen der Stadt Toulouse in Frankreich vielleicht mit dem schon nicht mehr utopischen „Trot-Elec“ Projekt? Eine reizvolle Herausforderung wäre es schon. Platz für Antennen ist jedenfalls genug vorhanden. Abstrahlung ist vertikal zu erreichen.

Um uns auf die wärmeren Temperaturen in Südamerika vorzubereiten, nehmen wir ein Bad in dem heißen Vulkanasche-Schlamm am Strand des Kraterrandes von „Deception island“, dem zweiten aktiven Vulkan der Antarktis, trotz aller Risiken ein sehr beliebtes Touristenziel. Das neue Lebensgefühl: Unten flambiert, oben tiefgefroren!

Wir beenden unsere Segeltour wie immer pünktlich. Auf dem Rückweg nach Europa bleibt genügend Zeit, um in Ushuaia und Umgebung Wanderungen in den Bergen zum „Hausgletscher“, im Nationalpark, an der Küste zu unternehmen.

Ushuaia ist eine „Boom-Stadt“. Hier tobt der Bär. Seit zwei Jahren strömen auch Mengen von Touristen aus Argentinien und Brasilien Richtung Feuerland. In den Bergen im Hinterland entstehen neue Winter-Ski-Zentren. Weg von den heißen Stränden des Nordens, ab in die hoffentlich gesündere Gebirgswelt, heißt die Devise. Ein lohnender Abstecher in das ausgedehnte Museum der Stadt „Museo Maritimo De Ushuaia“, ein ehemaliges Gefängnis, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Ich entdecke in der Funk-Abteilung eine Funkstation mit KWM2A. Das „Muss“ eines jeden Weltreisenden!

Und das im ehemaligen „Carcel de Ushuaia y Presidio Militar“! Da kommt Freude auf. Ja, ja, die guten alten Zeiten! Wer möchte nicht auch hier einmal einsitzen wollen? Das Ticket ist heutzutage teuer. Mit seinen ARS 90,- gilt es nur für 2 Tage. Früher bekam man es gratis, und immer lebenslänglich, nur eben ohne KWM2A! So ändern sich die Zeiten. Sogar die Gefängnisuniform, horizontal gestreift, geht heute als modische Nostalgie-Souvenir-Kleidung über den Tresen des Museum-Gefängnis-Ladens. Der Mann, die Frau von Welt trägt eben gestreift! Solide Feuerland Qualität. Hält ein Leben lang, lebenslänglich. Dem Ort der Kaufbegierde angepasst.

Nicht zu übersehen am Straßenrand zwei KW-Stationen.

Ich treffe OM Dima, LU3XPM, einen Vollblut-CWisten von einer ehemaligen US-amerikanischen Funk-Basis.

QSL-Karten-Austausch bestätigt erfolgreiches QSO auf kurzer Distanz im NF-Bereich.

Ich entdecke das eindrucksvolle „Jugendheim“ der Stadt mit Antennenwald.

Wie praktisch. Gleich an der Hauptstrasse zum Flughafen gelegen. Nicht zu übersehen!

Und rechts eine kleine Gasse. Sie ist nach einem OM benannt.

Ach ja, neulich erst gesehen.

Wo war das nur gleich? Kann einer von euch mir da weiterhelfen?

Anbei die Dienstzeiten des Sekretariats der argentinischen Clubstation:

Ende Februar klappt der Rückflug nach DL reibungslos. Zeit bleibt gerade noch, um in Berlin die Ausrüstung zu wechseln, Ich steige in den Flieger Richtung Hong-Kong, ZL, FO im Pazifik mit Schnorchel, Unterwasserkamera sowie SG2020 nebst vielen Metern Draht und hoffe auf massenweise Sonnenflecken sowie QSOs. Diesmal aber ohne gestreifte Baumwollkleidung, versteht sich. Wer wird denn unschuldige Haie, menschenfreundliche Rochen, leckere pazifische Mahi Mahi immer gleich erschrecken wollen.

Lassen wir uns überraschen!


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Den Reisebericht als PDF-Datei

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